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Der Igel und die Fledermaus
Die Fledermaus dreht ihre Runden
zum vollen Glas mit Rotem.
Still ist der Abend,
warm ist der Garten.
Von der Tages Hitze müde,
läßt die Birke ihre Zweige hängen.
So auch die Frau in ihrem Krankenbett.
Die Kraft ist hin.
Das Leben geht den letzten Gang.
Im Dämmer huscht ein Igel,
seltsames Gebild.
Wem wären Stacheln eingefallen?
Wie gerne hätt ich solche,
das Elend abzuwehren, das im Hause umgeht.
Kopf rein und Stacheln raus und warten,
bis es vorüber ist, dann weiter.
(aber wie?)
Noch immer dreht die Fledermaus, die kleine,
lautlos ihre Runden,
ein fremder, treuer Gast.
Fledermaus,
Im Dunklen findst du deinen Weg,
ach könnt ichs auch.
Uns Alten fliegen Fledermäuse,
den Jungen die Schwalben.
Trauer
Schenke mir Tränen,
das Feuer klein zu halten,
das die Seele verbrennt.
Tränen,
mein Schiff zu tragen im Sturm
damit es nicht birst an Klippen
oder strandet
und verrottet im Schlick.
Hoffnung
Gerate ins Elend Schritt für Schritt,
als sei es ein Sumpf,
tiefer und tiefer,
bis zum Hals.
Nicht Jammern, weiter!
Dring ich durch, empfängt mich Land.
Nichts zu machen
Er schien so unverlierbar eingepaßt,
so fest verankert und dennoch:
Aus seiner Fassung sprang der Edelstein,
selten und besonders,
verschwand im Irgendwo.
Ich starre auf die leere Stelle,
wie auf eine Wunde.
Entsetzlicher Verlust!
Der Ring bin ich.
Ungerufen
Vom Sterben sprich nicht.
Nicht jetzt.
Es kommt von ganz alleine,
ungerufen um die nächste Ecke,
wie ein herrenloser Hund,
der schnuppert, ob es soweit sei.
Stephanus sah dabei den Himmel offen.
Für mich
Bitte um Mitternacht.
Sie setzt den Stachel ins Cellobrett
und spielt, spielt für mich,
und mir ist,
als spiele sie schon vor Engeln.
Margrits letzter Text
Ich habe mein Leben hier ausgetanzt.
Ob der Tanz dort weitergeht?
Ob ich euch erwarten darf?
Ihr dürft euch Zeit lassen,
und bitte, tanzt.
Letzter Walzer
Eng, so eng umschlungen sind wir.
Nichts und niemand kann dazwischen.
Nur er.
Vergeblich
Die, die mich trösten könnte, um eben die weine ich.
Der Schoß, der sterbend mein Haupt bergen sollte,
den habe ich begraben.
Es ist, wie es ist.
Ein Sonderfall im Strom der Zeit, das bin ich nicht.
Es gibt ein Leben nach dem Tod
Es gibt ein Leben nach dem Tod,
selbst nach dem Tod von nahen Menschen.
Solange Atem geht, die Hände fühlen, solange man noch spricht,
versteht, solange gibt es ein Leben nach dem Tod.
Wie wenig sind doch die Tage des Kummers
gegen die der Freuden.