Weltlich 7
Trauerfeier
Wenn Liebe könnte Wunder tun
und Tränen Tote wecken,
dann würde Dich, geliebtes Herz,
noch nicht die kühle Erde decken.
Nicht das Freuen, nicht das Leiden
stellt den Wert des Menschen dar.
Immer nur wird das entscheiden,
was der Mensch den Menschen war.
Und nun kann ich's nicht verstehen und mir wird so bang.
Jeder muss alleine gehen seinen schwersten Gang.
Gute Menschen gleichen Sternen,
sie leuchten noch lange nach ihrem Erlöschen.
Geh' nicht vorbei, sieh auch auf mich.
Was du bist, das war auch ich.
Und was ich bin, das wirst Du werden.
Denn wir sind nichts als Staub auf Erden.
Glücklich sind wir zwei gegangen,
immer gleichen Schritt's.
Was vom Schicksal du empfangen,
ich empfing es mit.
Ach, das war ein sich'res Wandern,
auch wenn's sturmumtost,
einer war die Kraft des andern,
war des andern Trost.
Und nun kann ich's nicht verstehen
und mir wird so bang.
Jeder muss alleine gehen
seinen schwersten Gang.
Der Sommerwind weht nicht mehr durch dein Haar,
und da sind keine Spuren mehr im Sand.
Jetzt bist du der Wind in unseren Haaren,
und die Spuren sind in unseren Herzen.
Was weinst du, mitleidvolles Herz?
Schau von dem Grabe himmelwärts.
Dort glänzt schon nach Schmerz und Not
des besseren Lebens Morgenrot.
Vierzig Kerzen haben wir in unserem Herzen,
für den, den wir lieben.
Wenn er geht, erlischt die erste Kerze.
Mit jedem Lächeln von uns, die nächsten.
Die allerletzte brennt aber, bis wir zu ihm gehen.
Persischer Spruch
Das höchste Glück kennt keine Lieder,
der tiefste Schmerz kennt keinen Laut,
doch beide spiegeln still sich wieder,
als Tropfen, der vom Auge taut.
Für dunkle Stunden wünsche ich dir
die Eigenschaft der Sonnenblume,
die ihr Gesicht der Sonne zuwendet,
damit die Schatten hinter sie fallen.