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An der Großmutter Grabe
ich sehe den himmel mit augen betrübt,
den wind, der im jagen der wolken sich übt;
der vogel, der fortfliegt, die luft trägt ihn leicht
auf eisigen händen, die hin sie ihm reicht.
der winter, gekommen, der bringt uns das eis
und malt mit dem pinsel die landschaft so weiß,
so weiß, daß es weh tut, die landschaft zu sehn;
ich rennte gern weg, doch ich kann nicht mal gehn.
ich steh vor der grube, ihr rachen ist weit
geöffnet, zu nehmen den leichnam bereit.
und schon kommen männer und lassen hinab
die kiste ins dunkele, düstere grab.
dein fleischliche hülle, die liegt jetzt im sarg,
die hülle, die über jahrzehnte dich barg,
gegeben dem cyclus naturae anheim,
gelegt in die erde, grad so wie ein keim.
die frucht, die dieser hervorbringen wird,
die wird nicht das sein, was ein grabmal gebiert.
sie wächst in den menschen, die du reich beschenkt
und mit deinem liebenden ratschlag gelenkt.
du hast uns geformt und durch beispiel belehrt,
hast liebe gezeigt und die menschen geehrt.
wir stehen am grab und uns wanken die knie:
für uns, die dich lieben, für uns stirbst du nie!
An meinem Grabe
Da steht ihr nun, wollt mich betrauern
ihr glaubt, dass ich hier unten bin:
ihr mögt vielleicht zunächst erschauern -
doch schaut einmal genauer hin.
Ich bin nicht hier - wie ihr vermutet,
mein Körper mag hier unten sein,
doch während die Musik noch tutet
bin ich schon lang nicht mehr allein.
Seht ihr die Blätter dort im Wind?
Es sind sehr viele - sicherlich -
doch achtet drauf wie schön sie sind;
und eins der Blätter - das bin ich.
Seht die Wolken am Himmel ziehen,
schaut ihnen zu und denkt an mich,
das Leben war doch nur geliehen,
und eine Wolke - das bin ich.
Die Schmetterlinge auf der Wiese,
perfekt erschaffen - meisterlich,
ich bin so fröhlich grad wie diese,
und einer davon - das bin ich.
Die Wellen, die vom Bach getragen,
erinnern sie vielleicht an mich?
Ihr müsst nicht lange danach fragen:
denn eine Welle - das bin ich!
Blumen erblühen in all ihrer Pracht
die Rose und selbst der Wegerich,
und alle sind für euch gemacht
und eine Blume - das bin ich.
Ich möchte nicht, dass ihr jetzt trauert,
für mich wär das ganz fürchterlich.
Tut Dinge, die ihr nie bedauert:
Denn Eure Freude - das bin ich!